Abstract

ZusammenfassungDieser Artikel untersucht anhand einer Betrachtung der praktischen Umsetzung des schweizerischen Meldewesens für Infektionskrankheiten zwischen 1886 und 1921, welche Auswirkungen die Meldepraxis und die Verwendung von paper technologies auf die Meldungen hatten, die daraufhin für Morbiditätsstatistiken verwendet wurden. Eine genaue Untersuchung der Herstellungsprozesse von Meldungen zeigt die Schwierigkeiten und Lösungsansätze bei der Umsetzung des gesetzlich vorgegebenen Meldeprozesses. Zwei Krankheitsausbrüche – ein Pockenausbruch in Schaffhausen und ein Typhusausbruch im Kanton Luzern – dienen dabei als Fallbeispiele. Es wird gezeigt, dass Meldungen mehr als nur objektive Repräsentationen von Erkrankungen sind, sondern auch die medizinisch-sozialen Interaktionen darstellen, die sie produzieren, gezeitigt durch administrative Werkzeuge wie Meldeformulare und den Akt des Meldens. Das problematisiert die Aussagekraft von historischen Statistiken und zeigt die Komplexität des historischen Quellenmaterials, da diese Interaktionen und ihre Auswirkungen auf die Meldungen mit in Betracht gezogen werden müssen. Diese Erkenntnisse werden mit der Betrachtung des schweizerischen Meldewesens während der Spanischen Grippe 1918 und dessen Scheitern bei der Erfassung der Influenzafälle verdeutlicht.

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