Abstract

Im vorliegenden Beitrag werden die Ende April 2021 unter dem Hashtag #allesdichtmachen veröffentlichten Video-Clips als ironisch und satirisch zugespitzte Charakterisierung des aktuellen Corona-Diskurses analysiert. Unter Bezug auf den hysterischen Diskurs nach Jacques Lacan ergibt sich folgender Ausgangspunkt für die Analyse: Bürger*innen als gespaltene Subjekte ($) richten Appelle an den großen Anderen der Bundesregierung in der Erwartung, ihnen zu liefern (S1), was sie begehren (zum Beispiel absolute Sicherheit). Die von dem Anderen in der Folge entwickelten Corona-Maßnahmen (S2) können den fundamentalen Mangel (a) jedoch nicht aufheben und führen zu weiteren Appellen der Bürger*innen ($). Die Verdrängung des Objekts klein a im hysterischen Diskurs wird in den Videos als Illusion vollständiger Sicherheit am Beispiel der Unvermeidbarkeit des Todes thematisiert. Das für den hysterischen Diskurs charakteristische Wandern des Begehrens resultiert in kontinuierlichen Appellen nach weiteren Maßnahmen. Die in den Videos vielfach selbst entwickelten Corona-Maßnahmen werden als Vervollständigung des Anderen und Identifikation mit dem Herrn gelesen. Angst wird mit dem hysterischen Begehren nach einem unerfüllten Begehren in Verbindung gebracht. Der Beitrag schließt mit Möglichkeiten der Diskursverschiebung vom hysterischen Diskurs zum Diskurs des Analytikers und von der paranoid-schizoiden zur depressiven Position nach Melanie Klein.

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