Abstract

ZusammenfassungDie Systemtheorie positioniert sich in prominenter Weise als eine Sozial- und Gesellschaftstheorie, die sich aufgrund ihrer kybernetischen Denkfiguren und Begriffe besonders dazu eignet, die Digitalisierung der Gesellschaft soziologisch zu deuten. Angesichts dieses Anspruchs reflektiert dieser Beitrag die Bedingungen und Grenzen einer systemtheoretischen Beschreibung digitaler Sozialität. Selbst- und Fremdzuschreibungen der Systemtheorie als Theorie digitaler Sozialität rekapitulierend, betreibt er dazu eine Beobachtung zweiter Ordnung jenes kybernetischen Blicks, der Sozialität generell in funktional-formaler Weise als Prozess der Informationsverarbeitung versteht und Mensch und Computer damit gleichsam symmetrisiert. Es wird herausgearbeitet, dass die Systemtheorie zwar in der Tat gut geeignet ist, eine bereits digital konstituierte Sozialität zu beschreiben, ihr jedoch die Hervorbringung der Unterscheidung von Digitalem und Analogem gerade aufgrund ihrer kybernetisch-digitalen Theorieanlage latent entgleitet. Dies, so die Argumentation, manifestiert sich in einem blinden Fleck der Systemtheorie mit Blick auf Prozesse der Digitalisierung. Zur Bearbeitung dieser Leerstelle schlägt der Beitrag vor, Interfaces als soziotechnische Scharniere, die Analoges in Digitales übersetzen, soziologisch zu fokussieren. Denn erst diese Schnittstellen, so die These, ermöglichen einerseits die Symmetrisierung sämtlicher Entitäten im Register der Digitalität und machen andererseits das nicht-übersetzbare oder -übersetzungswürdige Analoge als „Rest“ des Digitalen intelligibel. Eine Sozialtheorie der Digitalisierung ist mithin angehalten zu rekonstruieren, wie eine Gesellschaft ihre analoge Umwelt laufend digital markiert, verarbeitet und schließlich vergisst.

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