Abstract

Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet und ein bedeutendes Problem des allgemeinen Gesundheitswesens. Das Risiko, irgendwann im Laufe des Lebens eine psychische Erkrankung zu entwickeln, liegt bei rund 40 %. Psychische Erkrankungen zählen damit zu den epidemiologisch bedeutsamsten Erkrankungen. Trotz der Einführung neuerer Psychopharmaka, störungsspezifischer Psychotherapie und Stimulationstechniken zeigen viele der Betroffenen immer noch eine unzureichende Symptomremission und einen chronischen Verlauf. Durch den konzeptuellen und technischen Fortschritt der letzten Jahre wird eine neue, flexiblere und personalisierte Form der fachpsychiatrischen Patientenversorgung ermöglicht. Sowohl die traditionellen Therapie- und Organisationskonzepte als auch neuere dezentral arbeitende, modular aufgebaute, stationär-teilstationär-ambulante Einheiten werden zusammen mit innovativen digitalen Technologien vielen betroffenen Menschen mit psychischen Erkrankungen individualisierte Therapieoptionen bieten, welche ihre Symptome bestmöglich lindern und ihre Lebensqualität erheblich verbessern könnten. Das primäre Ziel der engen Verknüpfung von modernen Versorgungskonzepten und innovativen Technologien ist es, ein umfassendes Therapie- und Nachsorgekonzept (innerhalb und außerhalb der Klinik) für die individuellen Bedürfnisse von Menschen mit psychischer Erkrankung bereitzustellen. Nicht zuletzt wird dadurch auch eine ortsunabhängige Verfügbarkeit der fachärztlichen Behandlung erreicht. In der Psychiatrie des 21. Jahrhunderts müssen moderne Versorgungsstrukturen mit der aktuellen Dynamik der digitalen Transformation effektiv verknüpft werden. Die vorliegende selektive Übersichtsarbeit widmet sich den theoretischen und praktischen Gesichtspunkten eines sektorenübergreifenden Behandlungssystems kombiniert mit innovativen digitalen Technologien im psychiatrisch-psychotherapeutischen Fachbereich am Beispiel des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit in Mannheim.

Highlights

  • Fürdiese Arbeitwurde bis zum 31.11.2020 eine selektive Literaturrecherche in PubMed durchgeführt, wobei die Suchbegriffe „ecological momentary assessment“, „digital technologies“, „diagnosis“, „diagnosing“, „therapy“, „psychiatric disorders“, „track concept“, „big data“, „machine learning“, „precision medicine“, „artificial intelligence“, „mental health“, und „psychiatry“ und die Bereiche, die sich mit innovativen technologischen Anwendungen in der klinischen Psychiatrie beschäftigen, verwendet wurden

  • The primary goal of closely combining inpatient care concepts with innovative technologies is to provide comprehensive therapy and aftercare concepts for all individual needs of patients with mental disorders. This ensures that specialist psychiatric treatment is available regardless of location

  • In twenty-first century psychiatry, modern care structures must be effectively linked to the current dynamics of digital transformation

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Summary

Anmerkung

Im Interesse einer besseren Lesbarkeit wird in dieser Arbeit nicht ausdrücklich in geschlechtsspezifischen Personen- bzw. Praxis erschweren lange Wartezeiten bei Fachärzten und Psychotherapeuten eine adäquate, suffiziente und evidenzbasierte Therapie mit dem Ziel der Symptomfreiheit [4]. Im Durchschnitt warten Menschen in Deutschland 12,5 Wochen auf ein Erstgespräch Aus ökonomischer Sicht ist anzunehmen, dass die benötigten Ressourcen bzw. Krankheitskosten im Bereich der psychischen Erkrankungen in Deutschland in den nächsten zwei Jahrzehnten deutlich größer werden. G. steigenden Anforderungen an die psychiatrischen Gesundheitssysteme erfordern einen Wandel in der Organisation und im Management der einzelnen Versorgungsstrukturen. Auf der einen Seite ist eine Verbesserung der oben beschriebenen Situation durch engere Kooperation, Informationsaustausch und mögliche Abstufung verschiedener Versorgungselemente und Leistungserbringer zu erreichen. Auf der anderen Seite sollten auch verbessertes Störungs- und Behandlungswissen, neue Versorgungsmodelle und neue technische Möglichkeiten miteinander verknüpft werden, um durch optimale Ressourcennutzung die flächendeckende Versorgung psychisch Kranker in Deutschland zu verbessern: 1. Auf der anderen Seite sollten auch verbessertes Störungs- und Behandlungswissen, neue Versorgungsmodelle und neue technische Möglichkeiten miteinander verknüpft werden, um durch optimale Ressourcennutzung die flächendeckende Versorgung psychisch Kranker in Deutschland zu verbessern: 1. Evidenzbasierte Medizin: Der Aufschwung der wissenschaftlichen Evidenz im Bereich der Diagnostik, Psychopharmakologie und Psychotherapie konnte zur Etablierung einheitlicher diagnostischer und therapeutischer Algorithmen führen, die derzeit in Form von S3-Leitlinien für die meisten psychischen Störungen zur Verfügung stehen

Neue Versorgungsmodelle
Verfügbarkeit von Smartphones
Literatur
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