Abstract

ZUSAMMENFASSUNG Anhand von Visitationsakten des Kardinalbischofs Gregorio Barbarigo von Padua (1664-1697) nimmt der Beitrag das Programm einer Klerusreform in den Blick, die zwar sowohl vom Bischof als auch von den Laien unterstützt wurde, bei beiden Parteien jedoch unterschiedliche Erwartungen hervorrief. Während seiner 33 Jahre währenden Amtszeit als Bischof ließ Barbarigo nichts unversucht, um den Paduaner Klerus nach seinen Vorstellungen zu reformieren. Im Rahmen der zahlreichen Befragungen und Anhörungen, die er während seiner Visitationsreisen in der Diözese abhielt, tritt ein eindeutiger Erwartungshorizont der Laien im Hinblick auf das Verhalten der Geistlichen zutage. Wie sich Laien einen akzeptablen (wenn nicht idealen) Pfarrer vorstellten, basierte auf eigenen, mit bischöflichen Vorstellungen nicht unbedingt übereinstimmenden Prioritäten: Solange der Pfarrer die Messe las und die Sakramente spendete, in Notfällen verfügbar war und nicht im Konflikt mit der Gemeinde stand, bildeten kleinere moralische Schwächen nicht unbedingt einen Stein des Anstoßes. Gegen Ende von Barbarigos Amtszeit deutet einiges auf einenWandel der laikalen Einstellungen hin. Möglicherweise infolge intensiverer Kontakte mit der bischöflichen Obrigkeit plädierten einige Laien für eine verstärkte Klerikalisierung, vor allem indem sie die Amtsfähigkeit des Pfarrers an die Art und Weise seines Privatlebens koppelten.

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