Abstract
Posttraumatische Belastungsstörung und Substanzkonsumstörungen treten im medizinischen Versorgungssystem häufig koexistent auf. Ihre Komorbidität geht mit schwerwiegenderen akuten klinischen Symptombildern, mit zahlreichen, oft notfallmäßigen Hospitalisierungen und geringeren Behandlungserfolgen einher. Ihre Komorbidität trägt zu dramatisch ungünstigeren Verläufen auf allen biopsychosozialen Ebenen bei. Das Thema Komorbidität von PTBS und Sucht wird auf mehreren Ebenen untersucht: in den Perspektiven von Epidemiologie, Substanzkonsumstörung als Risikofaktor für Trauma und PTBS, Trauma und PTBS als Risikofaktor für Substanzkonsumstörung, neurobiologischen Konsequenzen einer Substanzkonsumstörung für die Neurobiologie von PTBS, gemeinsam geteilten Faktoren der Genetik/Epigenetik, Persönlichkeitsdimensionen und aversiven/traumatogenen Einflüssen in der frühen Entwicklung. Der Hauptfokus der Analyse liegt auf den wechselseitig sich verstärkenden Mechanismen, die der Entwicklung und dem Verlauf beider Störungsbilder inhärent sind.
Highlights
Summary Posttraumatic stress disorder and substance use disorder often co-occur within the health care system
Their comorbidity is associated with more serious acute clinical symptomatology, more frequent hospital admissions in state of emergency and significantly lower chances of improvement by psychological and pharmacological treatment
Their comorbidity contributes to dramatically unfavourable courses of illness as regards all biopsychosocial levels
Summary
Bereits erste epidemiologische Untersuchungen (Epidemiologic Catchment Area Studies) zeigten einen engen Zusammenhang von PTBS und Substanzkonsumstörungen in der Allgemeinbevölkerung, sowie besonders eindrucksvoll in störungsorientierten. Und umgekehrt wiesen Personen, die sich in Entwöhnungsprogrammen wegen Alkoholoder Drogenproblemen befanden, in über 40 % auch eine zusätzliche PTBS-Diagnose auf [39]. Hinsichtlich einer Komorbidität waren drei Befunde herauszuheben: Die vielfach adjustierte Odds Ratio bei Personen mit PTBS im Vergleich zu Personen ohne PTBS bezüglich koexistenter Opiatkonsumstörung war mit adj. In einem epidemiologischen Fokus auf suchtspezifische Behandlungseinrichtungen stellte sich für Patient*innen mit zusätzlicher Diagnose PTBS/ Depression auch eine überproportional erhöhte Assoziation mit einem Mehrfachsubstanzkonsum dar [32, 113]. Mehrere Studien replizierten diese signifikante pathogenetische Rolle von frühkindlichen TraumaExpositionen für die Vermittlung einer Koexistenz/ Komorbidität von PTBS und spezieller Substanzkonsumstörung im Erwachsenenalter [61, 113, 115, 130, 156, 214]. Eine bedeutsamere Suizidalität und ein erhöhtes Gesamtmortalitätsrisiko sind besonders zu beachten [63, 121, 138]
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