Abstract

Die Erkenntnis, dass ein Zusammenhang zwischen chronischen Entzündungen und einem erhöhten Krebsrisiko besteht, wurde bereits vor mehr als 150 Jahren vom Berliner Mediziner Rudolph Virchow beschrieben. Heute wird vermutet, dass ca. 10-15 % aller humanen Krebserkrankungen auf chronische Entzündungsprozesse zurückzuführen sind, wobei die Ursachen sowohl auf humanpathogene Keime (z. B. Helicobacter pylori) als auch auf anorganische/organische Substanzen/Faktoren (Asbestfasern, Magensäure, Zigarettenrauch) zurückgeführt werden können. Chronisch entzündetes Gewebe stellt ein potenziell transformierendes Milieu dar, da es reich an Wachstumsfaktoren, Zytokinen und Chemokinen ist, welche die proliferatorische Aktivität von Zielzellen triggern, sowie an radikalischen Sauerstoff-/Stickstoffverbindungen, die bei hoher Konzentration Schädigungen der DNS bewirken. Durch die Faktor vermittelte bzw. inhärente Zellteilungsaktivität der Zielzellen, kombiniert mit mutagen wirkenden radikalischen Sauerstoff-/Stickstoffverbindungen, kann es zur Akkumulation von chromosomalen Aberrationen und nachfolgend zur malignen Transformation der Zielzellen kommen. Entgegen der alten Lehrmeinung, dass Krebs seinen Ursprung in somatischen Zellen hat, ist heute bekannt, dass die Ursprungszellen für maligne Transformationen Stammzellen (Gewebestammzellen bzw. rekrutierte Knochenmarkstammzellen) bzw. deren Progenitorzellen sind, aus denen die tumorinitiierenden Krebsstammzellen hervorgehen. So konnte z. B. anhand eines etablierten Mausmodells zur Analyse des durch H. felis induzierten Magenadenokarzinoms gezeigt werden, dass das neoplastische Gewebe aus rekrutierten Knochenmarkstammzellen hervorgegangen ist. Neben ihrer Rolle in der Karzinogenese sind chronische Entzündungsreaktionen darüber hinaus maßgeblich an der Progression von Tumorerkrankungen beteiligt. Fatal hierbei ist die symbiotische Beziehung zwischen tumorassoziierten Makrophagen (TAM) und Tumorzellen. TAM sind an sämtlichen Prozessen beteiligt, die eine erhöhte Malignität der Tumorerkrankung nach sich ziehen. Hierzu zählen die Neoangiogenese, die Proliferation sowie die Invasion und Metastasierung von Tumorzellen wie auch die Suppression von zytotoxischen T-Zellen.

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