Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Berufsbildungswerke (BBW) sind Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation und Bildung, vergleichbar mit Förderschulen im schulischen Bereich. Das BBW Leipzig registriert seit einigen Jahren eine zunehmende Anzahl von Jugendlichen mit der Diagnose auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS). Für diese Zielgruppe gibt es derzeit nur wenige Testverfahren mit Referenz- oder Normwerten. Ziel war die Untersuchung der auditiven Verarbeitung und Wahrnehmung von peripher hörgesunden Jugendlichen mit vorhandenem Testmaterial. Material und Methoden 35 normalhörende Jugendliche (26 männlich, 9 weiblich, im Mittel 18,1 Jahre) aus dem BBW Leipzig wurden mit folgenden Tests untersucht: dichotisches Hören, Sprachverstehen im Störgeräusch, Verstehen zeitkomprimierter Sprache, Phonem-Differenzierung und -Analyse. Zusätzlich wurden sprachfreie Intelligenz, Konzentration, figurale Merkfähigkeit und die sprachlichen Leistungen getestet. Ergebnisse 25 Jugendliche zeigten zentral-auditive Auffälligkeiten; 5 von ihnen hatten keine AVWS-Diagnose aus der Kindheit. Bei 9 der 25 Jugendlichen konnten die Auffälligkeiten nicht auf übergeordnete Störungen zurückgeführt werden. Diese Jugendlichen waren vor allem in der Wahrnehmung gesprochener Sprache sowie im Halten und Manipulieren sprachlicher Reize im Arbeitsgedächtnis eingeschränkt, obwohl die sprachlichen Fähigkeiten unauffällig waren und die Intelligenz normal bis überdurchschnittlich war. Diskussion Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche auffällig im Sinne der AVWS-Kriterien der DGPP sein können und dass nicht zwingend schon eine AVWS-Diagnose aus der Kindheit vorliegen muss. Außerdem wurde deutlich, dass die multiprofessionelle Diagnostik wichtig bleibt. Standardisierte Testverfahren mit entsprechenden Altersnormen werden benötigt.

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