Abstract

ZusammenfassungIn diesem Artikel wird eingehend untersucht, welche auf den Erwerb von Wissen bezogene Rolle die Geschmackswahrnehmung in der Forschung zu den einzelnen Pharmaka bei dem römischen Arzt Galen von Pergamon spielt. Hierzu wird 1.) durch eine Quellenuntersuchung plausibel gemacht, dass die gegenüber seinen Vorgängern – insbesondere Dioskurides und Sextius Niger – mitunter vermehrten, detaillierteren und abweichenden Geschmacksangaben auf eigenen Forschungen Galens beruhen, 2.) die Forschungspraxis Galens rekonstruiert und 3.) die Darstellung seiner Ergebnisse in sprachlicher und logischer Hinsicht untersucht sowie die Besonderheit gegenüber der traditionellen Arzneimittellehre herausgestellt. Ausgehend davon wird dafür plädiert, a) dass der gustatorischen Wahrnehmung bei Galen eine besondere Bedeutung zukommt, die über ihre traditionell deskriptive Funktion weit hinausweist, indem er b) ausgehend von der Erkenntnis, dass Geschmack und Arzneimittelwirkung zusammenhängen, den Geschmacksqualitäten eine Indikatorfunktion zuweist für ein viel grundlegenderes, die Arzneimittelwirkung verursachendes Prinzip, und somit c) den Boden bereitet hat für eine auch nach Geschmacksprinzipien einteilende Pharmakognosie, die ihren Höhepunkt erst sehr viel später erreichen sollte. Mit Blick auf eine bis heute ausgeübte Praxis der gustatorischen Prüfung pflanzlicher Drogen in der Pharmazie, die wie jede andere naturwissenschaftliche Disziplin den sinnlichen Bezug zu ihrem Gegenstand ansonsten weitgehend verloren hat, möchte der Beitrag daher einen Anreiz geben, die „Geschichte pharmazeutisch-medizinischen Schmeckens“ zu studieren.

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