Abstract

Die fruhere Annahme, leichte Schadel-Hirn-Traumen (SHT) heilen folgenfrei ab, hat sich als falsch herausgestellt, da sich bei 15–30 % der Betroffenen hirnorganische Folgen mit bleibenden kognitiven und/oder emotionalen Storungen nachweisen lassen. Ursache ist meist eine traumatisch bedingte axonale Lasion. Die einfache Bestimmung des GCS (Glasgow Coma Scale) ist fur gutachtliche Fragestellungen vollig unzureichend. Entscheidende Hinweise ergeben sich aus der Verlaufsdokumentation von quantitativen (Benommenheit, Somnolenz, Sopor, Koma) und qualitativen (delirante Syndrome mit Orientierungsstorungen, Verwirrtheit, Halluzinationen, angstlichen Verkennungen, Unruhe, Agitiertheit, Aggressivitat und/oder Storung des Schlaf-Wach-Rhythmus, aber auch auffallige Passivitat und emotionale Instabilitat) Bewusstseinsstorungen. Die Dokumentation derartiger Storungen und ihrer Dauer gehort zur Sorgfaltspflicht einer unfallchirurgischen Versorgung. Zudem sollte eine neurologische Untersuchung in der Fruhphase obligat sein. Bildgebend ist die Magnetresonanztomographie mit T1, T2, Flair und insbesondere diffusionsgewichteter Bildgebung der Computertomographie hoch uberlegen. Mikroblutungen als Ausdruck einer axonalen Lasion konnen uber viele Jahre mit T2*- oder Suszeptibilitatssequenzen nachgewiesen werden. Positronenemissionstomographie, Single-Photon-Emissionstomographie, „functional magnetic resonance imaging“, „diffusion tensor imaging“ und Biomarker sind gutachtlich bisher nicht ausreichend validiert. Die Anforderungen an ein neurologisches Gutachten entsprechen denen anderer Fachgebiete, mussen aber neben den allgemeinen Gutachtenregeln zusatzlich psychiatrische und neurokognitive Aspekte berucksichtigen, die hier nur erwahnt werden konnen. Die Darstellungen werden durch eine illustrative Kasuistik erganzt.

Full Text
Published version (Free)

Talk to us

Join us for a 30 min session where you can share your feedback and ask us any queries you have

Schedule a call