Abstract
Die Authoritarian Personality ist eine der Milestone Studies der empirischen Sozialforschung. Die 1945/46 durchgefuhrten Untersuchungen hatten eine komplizierte Vorgeschichte, die sich bis in die jahrelang verzogerte Publikation im Jahr 1950 auswirkte. Der Anteil Theodor W. Adornos an dieser Forschung ist aus heutiger Sicht zu relativieren. Die masgebliche Bedeutung Erich Fromms fur die theoretische und ebenso fur die empirische Seite wurde erst allmahlich erkannt. Dennoch neigen auch neuere Autoren dazu, ihn und Adornos Ko-Autoren, d.h. Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford, zu ubergehen. Das Frankfurter Institut fur Sozialforschung IFS hat in den 1950er Jahren nur zwei grosere Interview-und Fragebogen-Studien unternommen. Innovative Forschungsansatze wurden nicht entwickelt. Die naheliegende Untersuchung von Tatern und von Mitlaufern des Nationalsozialismus blieb aus. All dies lag in der erklarten Perspektive des amerikanischen Vorbildes. Als das wahrscheinlichste Motiv fur dieses Defizit ergibt sich Adornos Geringschatzung der empirischen Sozialpsychologie und der differenziellen Psychologie. Beide Kompetenzen sind jedoch fur diese Forschung unverzichtbar. Dieser wissenschaftsgeschichtliche Ruckblick kann zum Verstandnis beitragen, weshalb es im Nachkriegs-Deutschland nicht zu innovativen und breiten Untersuchungen der Authoritarian Personality kam.
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