Die Bedeutung von Sparen und Investieren für die Entwicklung der Leistungsbilanz: Fall Bundesrepublik Deutschland (1973 - 1979) Dieser Beitrag enthält ein kleines makroökonomisches Ungleichgewichtsmodell für die Bundesrepublik Deutschland, welches den Anpassungsmechanismus der deutschen Leistungsbilanz bei flexiblen Wechselkursen untersuchen soll. Das Modell arbeitet mit Vierteljahresdaten und zwar vom ersten Quartal 1973 zum dritten Quartal 1979 unter Anwendung von Wymer’s Programmen. Die Haupthypothese, die diesem Modell zugrunde liegt, ist die Aussage, daß die Entwicklung der deutschen Leistungsbilanz ohne Einbeziehung des Spar- und Investitionsverhaltens nicht richtig verstanden werden kann; und zwar muß bei einem öffentlichen Defizit von Null ex post die Differenz zwischen Ersparnis und Investition dem Leistungsbilanzsaldo entsprechen. Insofern weicht dieses Modell von früheren empirischen Arbeiten über die Leistungsbilanz ab, indem es den Brennpunkt mehr auf Spar- und Investitionsfunktionen als auf Import- und Exportnachfragefunktionen richtet. Die in dem Modell betrachteten Hauptwege, über die eine Abwertung der Wechselkurse die Leistungsbilanz beeinflußt wird, sind: erstens, der Realvermögenseffekt auf die Ersparnis. Es wird angenommen, daß die Abwertung das Preisniveau steigen läßt und dies wiederum den realen Vermögenswert reduziert und damit auch die Ersparnis. Wenn die Abwertung zu einer Zeit auftritt, in der die Leistungsbilanz sich im Defizit befindet, wie dies in den letzten Jahren der Fall war, tendiert dieser Effekt dazu, die Anpassung der Leistungsbilanz zu verzögern. Zweitens, der Realzinseffekt auf die Ersparnis. Dieser Effekt wirkt ausgleichend, wenn unter den oben angeführten Umständen (bei gleichzeitigem Leistungsbilanzdefizit) der Realzinssatz anzusteigen tendiert, als Resultat von Zahlungsbilanzdefiziten und Geldabflüssen aus dem Inland. Drittens, der Realzinseffekt auf die Investition; die ebenso unter den o.g. Annahmen ausgleichend wirkt. Viertens, der Effekt der Handelsbedingungen auf die Investition, welcher vermutlich die Investition positiv beeinflußt. Folglich tendieren die Investitionen dazu, zurückzugehen, wenn der Wechselkurs sinkt und die Importpreise schneller ansteigen als die Exportpreise in inländischer Währung. Die Investitionen tragen dann dazu bei, das Leistungsbilanzdefizit wieder auszugleichen. Es wird gezeigt, daß alle vier Wege für Deutschland während der Periode flexibler Wechselkurse empirische Signifikanz besaßen. Das Modell enthält auch Nachfragefunktionen für Geldvermögen, die von Deutschen im Ausland und von Ausländern in Deutschland gehalten werden. Sie sind relevant in bezug auf die Endogenisierung der Zahlungsbilanz und Währungsreserveströme, die ein entscheidender Faktor für die Determinierung der Zinssätze sind
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