"Bildung von Rücklagen für unvorhergesehene Ereignisse“, so begann Keynes (1936) seine Liste der "acht wichtigsten subjektiven Motive oder Gründe, weshalb die Menschen ihre Einkünfte nicht ausgeben möchten“. Für dieses Vorsichtssparen - insbesondere aufgrund der Unwägbarkeiten im Hinblick auf die künftigen Einkünfte - nahmen dreißig Jahre später Leland (1968), Sandmo (1970) oder Drèze und Modigliani (1972) eine Modellierung vor, die von Kimball (1993) erneuert wurde. Neben dem Rentensparen und der intergenerationellen Vermögensübertragung wurde das Vorsichtssparen stets als einer der Hauptgründe bei der Erklärung der Vermögensbildung angeführt. Über die Quantifi zierung der Vorsorgemaßnahmen der Sparer zur Absicherung ihrer künftigen Einkünfte gibt es eine umfassende empirische Fachliteratur, die aber keineswegs zu einem Konsens gelangt. Zum einen erhält man mit den Simulationsmethoden, bei denen (anhand realer Einkommensdaten) theoretische Modelle des Lebenszyklus zur Erklärung der Spartätigkeit der Haushalte kalibriert werden, einen Anteil des Vorsorgevermögens am Gesamtvermögen von ca. 50 %, während zum anderen die ökonometrischen Arbeiten eine Bandbreite von 1 % bis 20 % vorschlagen. Diese letzten Schätzungen scheinen angemessener zu sein, da eine Quantifi zierung des Grunds für das Vorsichtssparen von über 50 % bedeuten würde, dass die Hälfte der Vermögensungleichheiten einzig und allein mit der Vorsorge der Sparer erklärt werden könnte. Ziel unserer Arbeit ist es, den Grund für die Vorsorge der französischen Sparer gegen Risiken im Hinblick auf ihre künftigen Einkünfte anhand der Daten der Vermögenserhebung 2004 des Insee zu quantifi zieren. Die Beurteilungen solcher Unwägbarkeiten sind subjektiv, die sie von einem Mitglied des Haushalts für die kommenden fünf Jahre vorgenommen werden. Insbesondere betreffen sie die Wahrscheinlichkeit, den Arbeitsplatz zu verlieren, oder die möglichen Einkommensentwicklungen. Letztendlich scheinen die Gründe für das Vorsichtssparen bei den Franzosen begrenzt zu sein. Diese Spartätigkeit hängt zwar von der Art des angestrebten Vermögens, von der untersuchten Population, der Beurteilung der künftigen Einkommensrisiken und der Schätzmethode ab; der Anteil des Vermögens, das zum Schutz vor künftigen Einkommensrisiken gebildet wird, übersteigt aber nur selten 10 % des fi nanziellen oder gesamten Reichtums.
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