Zusammenfassung Angesichts der zunehmenden Häufigkeit und Schwere von Bankenkrisen in einer wachsenden Zahl von Ländern weltweit sind Sorgen über die Stabilität der nationalen Finanzsysteme in einer globalisierten Weltwirtschaft in Wissenschaft und Politik in den Vordergrund gerückt. Dabei wurde im einschlägigen Schrifttum zwar den zahlreichen möglichen Ursachen nationaler Bankenkrisen große Aufmerksamkeit gewidmet, die empirische Evidenz zugunsten konkurrierender Theorien ist jedoch schwach und die Erklärungs- und Prognosekraft der ökonomischen Modelle bleibt bislang gering. In dem vorliegenden Beitrag wird argumentiert, daß wir unser Verständnis von den Kräften, die systemische Bankenkrisen auslösen und verbreiten, beträchtlich vertiefen können, wenn wir klar zwischen drei Faktorengruppen auf ganz unterschiedlichen Ebenen unterscheiden: (1) Merkmalen der institutionellen Rahmenbedingungen, die mehr oder weniger den Grad systemischer „Fragilität“ oder „Verwundbarkeit“ eines konkreten Bankensystems prädeterminieren, (2) internen und externen Störfaktoren, die eine finanzielle „Krise“ oder „Instabilität“ in einem fragilen Bankensystem auslösen können, sofern der Schock stark genug ist, und (3) katalytischen Faktoren, die letztlich Reichweite, Schwere und Kosten einer sich entwickelnden Krise des finanziellen Sektors beeinflussen. Es wird empirische Evidenz für Lateinamerika, angelsächsische Länder, Skandinavien, Japan und Südostasien präsentiert, die dokumentiert, daß systemische Bankenkrisen in der Tat eine Vielzahl von Ursachen haben, daß sie aber nur in solchen Ländern ausbrechen, in denen die institutionellen Strukturen und Rahmenbedingungen das Finanzsystem hochgradig verwundbar machen für überraschende und hinreichend starke adverse Schocks. Aus diesen Ergebnissen werden am Ende einige wirtschaftspolitische Schlußfolgerungen für Krisenprävention, Bankenregulierung und institutionelle Reformen des Banken-, Unternehmens- und Staatssektors gezogen.