HintergrundDie Korrektur einer Kopfzwangshaltung (KZH) bei infantilem Nystagmussyndrom (INS) erfolgt mit der Kestenbaum-Operation (KO) in Form der beidseitigen Rücklagerung der in KZH aktiven Agonisten und Verkürzung ihrer Antagonisten oder mit der Anderson-Operation (AO) durch die alleinige Rücklagerung der Agonisten.Ziel der ArbeitVergleich der Ergebnisse hoch dosierter AO und KO bei ähnlicher KZH.Patienten und MethodenIn unterschiedlichen Zeiträumen (2013 bis 2019 bzw. 2003 bis 2013) kam ausschließlich die AO bzw. die KO zur Anwendung. Eine hoch dosierte AO erhielten in einer konsekutiven Fallserie 33 Orthotrope mit INS und KZH, eine KO erhielten 19 Patienten. Die Mediane und Streubreiten (min–max) in den Gruppen AO/KO betrugen: Alter bei OP 7 (4–44) Jahre/6 (4–27) Jahre; KZH 32,5°(20–45)/30°(17–40); Operationsstrecke pro Auge AO 13 (10–16) mm (Standarddosis), KO 10 (6–12) mm + 10 (6–12) mm (Mittel 0,60 mm/°KZH).ErgebnisseDie KZH betrug nach ca. 3 Monaten 10°(−3–20)/10°(−7–20), bei der Spätkontrolle (8 bis 153 Monate) 10°(0–20)/10°(−27–30). Sie war bei der letzten Kontrolle um 67 % (20–100)/64 % (14–100) verringert. Eine Restdrehung ≤15° fand sich in 79/81 % der Fälle (91 % nach AO ≥13 mm; n = 23), ein Rest ≤10° in 55/57 %, (65 % nach AO ≥13 mm). Die Ad‑/Abduktionsfähigkeit der rückgelagerten Muskeln betrug nach AO 30°/30° (10–37/15–45), nach KO 32°/30° (10–40/12–45). Eine assoziierte Kopfneigung wurde durch den Eingriff nicht verbessert. Der mittlere Anstieg des binokularen Visus betrug jeweils <1 Zeile, in der Gruppe AO 1 Zeile bei Kindern ≤6 Jahre, kein Anstieg in der Altersklasse >6 Jahre.SchlussfolgerungAO und KO waren bei der verwendeten Dosierung wirkungsgleich. Die geringere Invasivität der AO spricht für deren Anwendung als Ersteingriff.
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