Abstract
Zusammenfassung Hintergrund Nackenschmerzen zählen zu den häufigsten Beratungsanlässen in der hausärztlichen Praxis. Um ein evidenzbasiertes Management von Diagnostik und Therapie zu unterstützen, wurde die DEGAM (Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin) S3-Leitlinie „Nicht-spezifische Nackenschmerzen“ entwickelt. Im Rahmen eines Praxistests wurden die Akzeptanz, Praktikabilität und Implementierbarkeit der Leitlinie und der zugehörigen Patienteninformation bewertet. Die Evaluation der Leitlinie mittels Praxistest ist eine Besonderheit der DEGAM-Leitlinienerstellung. Material und Methoden Dazu wurde ein Mixed-Methods-Ansatz benutzt, bestehend aus Fragebogenerhebungen (Hausärzt*innen [HÄ] und Patient*innen [PAT]) und Fokusgruppendiskussionen (HÄ). Die Fragebögen wurden eigenständig entwickelt und waren thematisch an das DEGAM-Leitlinien-Autorenmanual angelehnt. Die HÄ testeten sieben Wochen die Lang- und Kurzversion der Leitlinie und dokumentierten Patientenkontakte mit nicht-spezifischen Nackenschmerzen. Des Weiteren händigten die HÄ den PAT die Patienteninformation und einen Evaluierungsbogen aus. Fragebögen wurden deskriptiv ausgewertet. Die zwei Fokusgruppendiskussionen waren semi-strukturiert und die Auswertung erfolgte, angelehnt an die Inhaltsanalyse nach Mayring, durch eine thematische Zusammenfassung. Ergebnisse Elf HÄ dokumentierten 86 Patientenkontakte und zehn HÄ evaluierten die Leitlinie. 59 PAT nahmen an der Patientenbefragung teil. Die HÄ beurteilten die Leitlinie in 65/86 Fällen als hilfreich, und 53/59 PAT bewerteten Patienteninformation als mindestens gut. Herausforderungen bei der Anwendung der Leitlinie ergaben sich durch patientenspezifische Therapieerwartungen (z. B. Physiotherapie), und Abweichungen von der Leitlinie wurden u. a. durch Erfahrungswissen begründet. Therapieformate (u. a. Akupunktur, Taping), die in der Hausarztpraxis Anwendung finden, waren in der Leitlinie gar nicht oder unzureichend erläutert. Schlussfolgerung Der Praxistest zeigte, dass die Leitlinie die hausärztliche Versorgung sinnvoll unterstützt. Eine Erweiterung der Leitlinie um ausführlichere Erläuterungen und visuelle Materialien könnte die Akzeptanz und Adhärenz weiter steigern.
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