Abstract
HintergrundDer Hexenglaube beeinflusste im 16. Jahrhundert das medizinische Denken und Handeln. Der Ulmer Stadtarzt Wolfgang Reichart (1486–1547) hat in einem bisher unbekannten Traktat die Impotenz eines Patienten mit medizinischen Konzepten rational erklärt.Material und MethodeDer Traktat wurde transkribiert, übersetzt und hinsichtlich seiner Quellen, Struktur und des Inhalts analysiert. Die Ergebnisse wurden mit Johann Weyers (1515–1588) Konzepten verglichen.ErgebnisseReichart erklärt die Impotenz seines Patienten als erworbene Erkrankung, an der Dämonen beteiligt waren. Da Dämonen nur auf natürliche Weise auf den menschlichen Körper wirken, sei die Krankheit auf natürlichem Weg heilbar. Grundlage der Therapie ist ein mittelalterliches pathophysiologisches Konzept, das antike Elemente kombinierte.SchlussfolgerungenReicharts Therapie unterscheidet sich von derjenigen zeitgenössischer Ärzte, weil er den Patienten selbst behandelt und nicht an einen Theologen überweist. Im Gegensatz zu Weyer bietet er ein detailliertes pathophysiologisches Konzept zur medizinischen Erklärung der Impotenz.
Highlights
The belief in witchcraft influenced medical thinking and action in the 16th century
The results were compared with the concept of Johann Weyer (1515–1588)
Diese Therapie steht in der Tradition persisch-arabischer Medizin, die durch Constantinus Africanus, Avicenna und Rhazes (865–925) vermittelt wird, wie ein Vergleich der von Reichart empfohlenen Drogen nahelegt [11]
Summary
The belief in witchcraft influenced medical thinking and action in the 16th century. In a hitherto unknown treatise on impotence, the Ulmian town physician Wolfgang Reichart (1486–1547) has rationally explained it by using medical concepts. Hintergrund für die Beobachtung und Erklärung könnte eine tatsächliche Atrophie des Genitale gewesen sein. Tab. 3 Therapie der ablatio potentiae coeundi bei Wolfgang Reichart Das von Reichart empfohlene Medikament ist ein unspezifisches Gewürz (condimentum), das jeden Morgen und Abend eingenommen werden soll.
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