Abstract
Störungen der Darm-Gehirn-Achse sind durch komplexe Dysfunktionen auf peripherer und zentralnervöser Ebene gekennzeichnet, die zu viszeraler Hypervigilanz und Hyperalgesie beitragen können und viszeralen Schmerz prägen. An der viszeralen Schmerzmodulation sind zahlreiche kognitive, emotionale und psychoneurobiologische Faktoren beteiligt, die im psychosozialen Therapiekontext das viszerale Schmerzerleben sowohl positiv als auch negativ beeinflussen können. Durch negative Erwartungen vermittelte Noceboeffekte sind bei akuten, aber insbesondere auch bei chronischen viszeralen Schmerzen von hoher klinischer Relevanz; die ihnen zugrunde liegenden Mechanismen sind jedoch bislang unzureichend verstanden. Zur Entstehung und Aufrechterhaltung negativer Erwartungseffekte tragen insbesondere verbale Instruktionen, Vorerfahrungen und Lernprozesse sowie emotionale Faktoren wie Angst und Stress bei. Gezielte Kommunikationsstrategien, ein sensibler Umgang in der Aufklärung und positive Umgebungsbedingungen können in der klinischen Praxis dazu beitragen, ein adäquates Erwartungsmanagement zu etablieren und negative Erwartungseffekte zu minimieren. Zugleich sind translationale Forschungsansätze erforderlich, um tiefere Erkenntnisse bezüglich der Mediatoren und Moderatoren negativer Erwartungseffekte zu erlangen und diese in die Klinik zu übertragen. So kann die Versorgung von Patienten mit Störungen der Darm-Gehirn-Kommunikation verbessert werden.
Highlights
Zudem werden sie bereits bei vergleichsweise niedriger Intensität in ihrer emotionalen Qualität auch von Gesunden als unangenehmer empfunden und lösen in stärkerem Maße emotionale Reaktionen wie Furcht aus [14], was die hohe Relevanz psychologischer Faktoren im Kontext des viszeralen Schmerzgeschehens unterstreicht
Labanski A, Langhorst J, Engler H, Elsenbruch S (2020) Stress and the brain-gut axis in functional and chronic-inflammatory gastrointestinal diseases: a transdisciplinary challenge
Summary
Jana Aulenkamp1,2 · Kathrin Steinmüller1 · Adriane Icenhour1,3 · Sigrid Elsenbruch. Basis für Noceboeffekte sind wissenschaftlich und klinisch unzureichend verstanden Das Wissen um Erwartungseffekte innerhalb des psychosozialen Behandlungskontexts spezifisch für den viszeralen Schmerz eröffnet ein zukunftsweisendes und spannendes Forschungsfeld, insbesondere für Störungen der Darm-Gehirn-Interaktion wie das Reizdarmsyndrom. Negative Erwartungen als Grundlage für Noceboeffekte sind hingegen weder wissenschaftlich noch klinisch hinreichend verstanden, und ein Großteil des Wissens bezüglich der Effekte negativer Erwartungen basiert bislang auf Forschungsarbeiten aus der somatischen Schmerzforschung. Ziel dieser Übersichtsarbeit ist es, für den Bereich der viszeralen Schmerzen im Kontext der Darm-Gehirn-Achse aktuelles Wissen und klinische Implikationen bezüglich negativer Erwartungseffekte zusammenzufassen, Forschungslücken aufzuzeigen und Perspektiven für die Translation in die Klinik zu eröffnen. Zudem werden sie bereits bei vergleichsweise niedriger Intensität in ihrer emotionalen Qualität auch von Gesunden als unangenehmer empfunden und lösen in stärkerem Maße emotionale Reaktionen wie Furcht aus [14], was die hohe Relevanz psychologischer Faktoren im Kontext des viszeralen Schmerzgeschehens unterstreicht
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