Die Reproduktionsmedizin heute und Chancen für die Zukunft

Abstract

Trotz aller Kontroversen in der Vergangenheit erfüllt die heutige Reproduktionsmedizin ein wichtiges Bedürfnis in unserer Gesellschaft. Sie ist die logische Folge der veränderten Bedürfnisse in der Familienplanung, die seit der Einführung der oralen Kontrazeption in den sechziger Jahre möglich wurden. Die assistierte Reproduktionsmedizin hat durch die Optimierung der Bedingungen im reproduktionsbiologischen Labor sowie durch die hormonelle Stimulation der Ovarialfunktion ihre heutige Effizienz erreicht. Sowohl die Zunahme der Anzahl Behandlungen als auch die Effizienzsteigerung haben zu einer Vielzahl von Mehrlingsschwangerschaften geführt. Eine Mehrlingsschwangerschaft nach assistierter Reproduktion stellt heute eine Komplikation dar und könnte durch die Übertragung eines einzelnen Embryos nahezu verhindert werden. Letztere Vorgehensweise setzt jedoch die Selektion eines Embryos sowie die Kryokonservierung der anderen Embryonen voraus, beides Maßnahmen, welche in Deutschland sowie in der Schweiz verboten sind. Nicht desto trotz wird eine Fokussierung auf die Labortätigkeit die Resultate der assistierten Reproduktionsmedizin verbessern, welches bereits durch die Verlängerung der Kultivierungsdauer von Embryonen bis zum Blastozystenstadium eindrucksvoll gezeigt wurde. Derzeit wird die Entnahme von unreifen Eizellen und derer Kultivierung bis zur Eizellenreife weiter entwickelt. Die Bemühungen zur Anlage einer Fertilitätsreserve für junge Frauen mit einem bösartigen Leiden führen zur raschen Entwicklung neuartiger Techniken, welche die vollständige Reifung von Primordialfollikeln ermöglichen werden. Diese Maßnahmen werden dazu führen, dass die heutige restriktive Gesetzgebung von der Wirklichkeit überholt wird und in unserer Gesellschaft ein Umdenken zum Status der modernen Reproduktionsmedizin erfolgen muss.